Wie schon in meinem 1. Bericht erwähnt wurde ich zu dem Produktionsstart und der Präsentation des Ford 1.0 Liter EcoBoost Motor nach Köln eingeladen.
Am Dienstag dem 8. November traf Frau Anita Zech, die Organisatorin unserer Einladung, Fabian Finke von Cleanthinking und ich Hr. Dr.-Ing. Wulf-Peter Schmidt.
Wir konnten uns im Restaurant Cafe Lichtenberg in Köln mit Hr. Dr.-Ing. Wulf-Peter Schmidt austauschen.
Herr Dr.-Ing. Wulf-Peter Schmidt ist Leiter Nachhaltigkeit/CO2 & Technischer Spezialist Fahrzeug-Recycling bei Ford.
Er erzählte uns so einiges über das Thema Nachhaltigkeit bei Ford und wir durften ihm selbstverständlich auch einige Fragen stellen.
Bei Ford wird das Thema Nachhaltigkeit auf jeden Fall sehr groß geschrieben und ist ein sehr wichtiges Thema.
Das erkennt man schon allein an der Position von Herrn Dr.-Ing. Wulf-Peter Schmidt, Leiter Nachhaltigkeit/CO2 & Technischer Spezialist Fahrzeug-Recycling.
Ford setzt sich schon sehr lange mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und lebt diese Nachhaltigkeit auch schon in allen seinen Bereichen aus.
Bei dem Automobilhersteller Ford ist die Nachhaltigkeit selbstverständlich, deshalb wird damit auch nicht geprahlt, wie bei manch so anderen Autohersteller. Was ich aber persönlich etwas schade finde, man muss ja nicht gleich damit überall angeben, aber man kann die Leute schon informieren, was sonst noch alles für die Umwelt getan, nicht nur direkt im und um das Auto, sondern auch was in den Werken von Ford so alles dafür geleistet wird.
Bei den alternativen Antriebsformen gibt es noch nicht die Lösung, welcher Antrieb der bessere ist.
Deshalb engagiert sich Ford in mehreren Bereichen bzw. Antriebsarten.
Den Dieselmotor und den Benzinmotor wird es noch sehr lange geben. Daher versucht man diese Motoren so effizient wie nur möglich zu machen und investiert weiterhin in diese Antriebsarten.
Zum Beispiel habe ich auch erfahren, das es Märkte gibt wo der Marktanteil an Dieselautos geringer ist als bei Benziner, wie in der Schweiz und Amerika, beispielsweise. Das ist für uns Österreicher und Deutsche kaum vorstellbar.
Anbei ein paar Fragen und Antworten die wir an Dr.-Ing. Schmidt gestellt haben:
Was sind derzeit Ford’s Aktivitaeten/Projekte in Richtung Sustainability (Nachhaltigkeit)?
– Econetic Technologien – z.B. die auf der IAA gezeigten Focus Econetic mit 89 g/km oder 3.4 l/100 km sowie der Fiesta Econetic mit 87 g/km oder 3.3 l/100 km (basierend auf Vielzahl smarter Technologien Auto-Start-Stop, Smart Regenerative Charging, Active Grille Shutter, verbesserte Aerodynamic, EcoMode, Schaltanzeigehilfe, Electric Powered Steering, geringere Reibungswerte bei Motoren und Getriebeölen, Thermische Maßnahmen beim 1.6l Duratorq TDCi etc.). Fox Motor, so wird der neue 1.0 Liter EcoBoost Motor, intern genannt.
– Ford Eco-driving Training (17000 Personen seit dem Jahr 2000 – 25% kurzfristig bzw. 15% langfristige Verbesserung des individuellen Kraftstoffverbrauchs)
Mehr Informationen darüber findet man unter diesem Link: Ford Eco Driving.
Das Ford Eco-Driving Training ist sicherlich sehr interessant und hilfreich. Das würde ich auch gerne mal machen und dann darüber berichten, vielleicht kommt ja etwas zu stande.
– Grüner Strom: Genk (Elektrabel – zertifiziert grünen Strom)/Köln (Grüner zertifizierter Strom aus Norwegen RheinEnergie) (bald in Lommeln); Windkraftanlagen in Dagenham.
– Durch unser weltweites Environmental Operating System (EOS) werden jeweils best practices zwischen allen Standorten ausgetauscht, was zu Verringerung im Ressourcenverbrauch, Wasserverbrauch, etc. geführt hat.
– Durch unseren Product Sustainability Index (PSI) wird ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem in der Produktentwicklung verankert, das sicherstellt, daß jedes neu entwickelte Fahrzeug besser als das Vorgängermodell ist bezüglich 8 Nachhaltigkeitskriterien (einschliesslich Ökobilanz-Kriterien wie den CO2 Emissionen von der Rohstoffentnahme über die Material- und Teile-, Fahrzeugherstellung, Fahrzeugnutzung sowie Verwertung der Fahrzeuge am Ende ihres Lebensweges).
Die 8 Nachhaltigkeitskriterien sind:
Life Cycle Global Warming
(unter Berücksichtigung aller Emissionen, die zum Treibhauseffekt beitragen, von der Rohstoffgewinnung über Material-, Teile-, Fahrzeugproduktion, Nutzung und Entsorgung).
Life Cycle Air Quality
(wie oben – aber bezogen auf andere Emission)
Sustainable Materials
(Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und Rezyklaten)
Substance Management
(entlang der Lieferketter incl. Allergietest etc.)
Drive-by-Noise
(Vorbeifahrgeräusch)
Safety
(nach EuroNCAP, einschliesslich Fußgängerschutz)
Mobility Capability
(Kofferraumvolumen, Sitzanzahl, etc.)
Life Cycle Cost
(Kundenkosten)
Bei Ford ist das Interior bzw. Innenraum Allergie getestet und TÜV bestätigt, finde ich erstaunlich und wusste ich überhaupt nicht.
Der PSI (Product Sustainability Index) wurde auch von unabhängigen externen Firmen geprüft und sind somit auch ISO 14040 (internationaler Life Cycle Assessment (Lebenszyklus) Standard) geprüft und verifiziert.
Gibt es besondere Umweltziele, die Ford kurz/mittel/langfristig erreichen möchte?
Mehr dazu bzw. darüber gibt es unter folgendem Link:
http://corporate.ford.com/microsites/sustainability-report-2010-11/environment-progress
z.B.
– Reduzierung von Wasserverbrauch (z.B. 1l Motor Produzierung, Reduzierung um 99% durch fast Trockenbohrung mit Öl im Kreislauf)
– 30% CO2 Verringerung bis 2020 vs 2006.
– 3%/Jahr Energieeffizienzsteigerung (im Jahr 2010 hat Ford schon 5.6%)
– Zero waste to landfill
Wie reagiert Ford auf die Energiewende? Welche Bemühungen hinsichtlich Ressourcen- und Energieeffizienz wurden/werden aktuell verfolgt?
– Smartmeter werden in allen Werken eingeführt à Anlagenspezifische Verbräuche ermitteln, um zu verbessern
– Dagenham drei Windräder für die Produktion
– Ressourceneffizienz: schon kaum noch steigerbar: das Ziel von zero-waste-to-landfill wurde in 3 Werken fast erreicht, in anderen nur noch 1-3%.
Wie ist Ford in der Elektromobilität aufgestellt – gibt es bereits Modelle, bzw. welche Projekte sind ggf. bereits angestossen und wann ist mit ersten marktreifen E-Fahrzeugen zu rechnen?
– Seit Sommer 2011 Transit Connect BEV
– Focus BEV 2012 (zweite Hälfte)
– C-MAX Energi plug-in-hybrid bzw. HEV in 2013
– Projekte wurden bereits in England (UK Low Carbon Vehicle Scheme) und Deutschland (ColognE Mobil) durchgeführt
Was ist Ihre Meinung zum aktuellen Thema: Wasserstoff-betriebenes gegenüber Elektrisch-betriebenes Fahrzeug? Welche Antriebstechnologie wird sich Ihrer Meinung nach durchsetzen und warum? Wie wird sich Ford in dieser Thematik positionieren?
Potential haben beide, infrastrukturell sind derzeit wasserstoffbetriebene Konzepte schwieriger umzusetzen. Wir folgen einen breiten Portfolio-Ansatz bei dem wir alle Optionen verfolgen (weitere Verbesserung von Diesel und Benzinern, die noch lange dominieren werden allerdings mit steigendem Hybridisierungsanteil; Alternative Kraftstoffe und eben auch Elektrofahrzeuge Bezüglich Elektrofahrzeugen sehen wir bei Plug-in Hybriden langfristig höhere Chancen – aber letztlich entscheiden die Kunden. Im clean energy partnership Projekt in Berlin fahren nach wie vor zwei Ford Focus Brennstoffzellenfahrzeuge.
Der Ford Fiesta ist das 5. Ford Modell das nach dem PSI Prinzip entworfen wurde mit Verbesserungen in den 3 Nachhaltigkeitsbereichen ökologische, soziale und ökonomische Leistung.
Die Life Cycle (Lebenszyklus) Aspekt bzw. Product Sustainability Management Life Cycle Studies an die sich der Autohersteller Ford hält, sind:
Research & Product Development
Production
Vehicle use
End-of-Life/Recovery
Bei Ford kann man sogar nachvollziehen wo jedes Einzelteil für ein Auto herkommt.
Seit wann sind sie Hr. Schmidt, bei Ford tätig, in welcher Position haben sie angefangen und seit wann sind sie für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich?
Seit 1997 arbeite ich für Ford und habe zunächst als Ökobilanzexperte begonnen. Nach verschiedenen beruflichen Stationen im Bereich Nachhaltigkeit, bin ich seit 2006 für diesen Bereich als Manager verantwortlich.
Kann man sagen seit wann bei Ford das Thema Nachhaltigkeit Einzug hielt und seit wann man es auch durchführt?
Ehrlich gesagt, kann ich das nicht sagen – in jedem Fall sind die verschiedenen Aspekte lange vor meinem Einstieg bei Ford ein- und durchgeführt worden. Es gibt z.B. Bilder von Henry Ford, wie er seinen Ingenieuren die Qualität von nachhaltigen Rohstoffen demonstrierte (siehe Natural Materials History). Oder die Ford-Elektrofahrzeuge (siehe ppt). Oder die sozialen Überlegungen von Henry Ford (Einführung von Löhnen mehrere 100% über dem damaligen Industrieniveau auf z.B. 5$ im Jahre 1913, Limitierung der Arbeitszeit – 8 Stundentag, etc.
Ford und EVs in der Geschichte
Wie stehen sie aus Öko-Bilanz-technischer Sicht zu dem Engagement von Ford (Werksunterstützung, eigenes Rallyeteam) im Rallyesport (WRC – IRC)?
Ökobilanzen bewerten nicht die Art der Nutzung (Alltagsnutzung, Sport, Freizeit, Beruf) – es wird in erster Linie für eine gegebene Nutzung (funktionale Einheit) untersucht, wie diese möglichst ökologisch ermöglicht werden kann. Jeder hat andere Interessen – und ich muss gestehen, dass ich meine Freizeit anders verbringe und mich noch nicht mit Ralleysport befasst habe.
Ist es sinnvoll Motorsport so wie es jetzt ist zu betreiben oder sollte man hier die Autos auch umrüsten, Gas, Hybrid, Elektro, (es gibt schon ein paar wenige die auch mit alternativen Antrieben fahren)?
Ökologisch ist wichtig, was insgesamt emittiert wird und dass wir es schaffen, möglichst effizient die Emissionen zu reduzieren. Wie gesagt, ich habe das noch nicht genau bilanziert. Aber ich bin mir sicher, dass der Anteil dieser speziellen Fahrzeugnutzung insgesamt vernachlässigbar ist und die vorhandenen, limitierten Investitionsmittel besser dort eingesetzt werden sollten, wo sie den größten Nutzen bringen. Dennoch kann Motorsport auch nützlich für die Entwicklung zukünftiger Fahrzeuge sein, wenn z.B. Entwicklungen im Leichtbau- und in der Fahrzeugsicherheit vom Motorsport auf Serienfahrzeuge übertragen werden können. Entscheidend ist in der Massennutzung, d.h. bei den normal verkauften Fordfahrzeugen einen Unterschied zu machen. Die Emissionen müssen für die gesamte Fahrzeugflotte reduziert werden – mit der jeweils am besten geeigneten Technologie (Diesel, Benzin, alternative Kraftstoffe, alternative Antriebe), um den größtmöglichen Effekt zu erzielen.
Wie stehen sie zu Oldtimer, (Umweltverschmutzer oder Klassiker) sollte man diese umrüsten lassen oder ist ein Oldtimer eben ein Oldtimer?
Ich finde sehr alte Oldtimer immer faszinierend – auch wenn ich selbst keinen habe. Ich kann aber nachvollziehen, dass das eine schöne Freizeitbeschäftigung sein kann. Ökologisch gesehen ist wichtig, dass Oldtimer in der Regel wenig gefahren werden und daher wenig ökologisch ins Gewicht fallen. Wenn ich mir persönlich einen Oldtimer leisten könnte, würde ich allerdings nicht ohne Umrüstung fahren wollen (ich weiss, dass da einige aufschreien würden, aber da liegt meine persönliche Priorität dann doch mehr darin meinen persönlichen „carbon footprint“ zu reduzieren).
Es wird aber oft die Frage gestellt, ob es nicht ökologischer wäre, sein Fahrzeug länger zu nutzen als sich einen Neuwagen anzuschaffen (zumindest für den Alltag). Hier aus Nachhaltigkeitssicht (nicht als Verkäufer) geantwortet: Die meisten Emissionen fallen während der Nutzung der Fahrzeuge (ca. 80%, bei älteren Fahrzeugen eher über 90%) und weniger in der Produktion oder Entsorgung der Fahrzeuge. Wenn der potentielle Neuwagen z.B. einen geringeren Kraftstoffverbrauch hat und/oder einen neueren Emissionsstandard ist es in der Regel ökologisch sinnvoller, den derzeitigen Wagen durch einen Neuen zu ersetzen. Durch die Fahrzeugverwertung wird sichergestellt, dass die Rohstoffe nicht verloren gehen.
Der Öko-Bilanz Spezialist Herr Schmidt ist auch Privat sehr bemüht, die CO2 Reduzierung zu fördern, was natürlich sehr vorbildlich ist und auch mit seinem Beruf sehr gut zusammen passt.
Dieses Gespräch war sehr informativ, ich habe viel erfahren, viel gelernt und auch einen großen Einblick über das Thema Nachhaltigkeit erfahren.
Vielen Dank an Herr Dr.-Ing. Wulf-Peter Schmidt, Frau Zech und an Ford für diese 2 tollen Tage.
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Das Konzept von Benzinmotoren mit weniger als 4 Zylindern, dafür aber mit Turbo-Aufladung finde ich genial. Die kleinen hochgezüchteten Saugmotoren bieten nicht nur eine wesentlich schlechtere Leistungsentfaltung, sondern sie verbrauchen auch deutlich mehr Sprit.
Ich hoffe, dass ich sehr bald einmal einen Focus mit dem 1.0 Drei-Zylinder Ecoboost Motor selber testen kann.
Ich hoffe, dass Ford den Weg des Downsizings konsequent weiter geht und nun, so wie Fiat, einen Zwei-Zylinder-Turbo bringt.
Mehr zu dieser Idee unter:
http://kritisch-konstruktiv.over-blog.de/article-ford-aus-fiats-spuren-hoffentlich-100004136.html
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